Menschen-Kenntnis? Lavaters "Physiognomische Fragmente"
Ab 19. September im Roten Salon!
Wie werde ich wahrgenommen? Was denken die Anderen über mich?
Dabei handelt es sich um Fragen, die sich die Menschen seit langem Stellen. Diesem Themenkomplex nähert sich das Museum Otto Schäfer nun über einen historischen Stoff: Johann Caspar Lavaters "Physiognomischen Fragmenten", der meinte nicht zuletzt Charaktereigenschaften am Gesicht ablesen zu können.
Der Schweizer Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller Johann Caspar Lavater verstand unter seiner Physiognomik „die Fertigkeit durch das Aeußerliche eines Menschen sein Innres zu erkennen; [...] Im engeren Verstand ist Physiognomie die Gesichtsbildung, und Physiognomik Kenntniß der Gesichtszüge und ihrer Bedeutung."
Da ereinen derart umfassenden Anspruch hatte, war es für ihn selbstverständlich, dass er nur „Fragmente“ der Physiognomik liefern konnte: Der erste Band erschien 1775. Als Idealgesicht nahm der Geistliche dabei das von Jesus Christus an, schließlich spricht die Bibel: „Gott schuf den Menschen sich zum Bilde“ (Gen 1,27).
Ein Hilfsmittel war ihm dafür die Silhouette – ein Schattenriss des Kopfes. Diese Bildnisse entwickelten sich im späteren 18. Jahrhundert regelrecht zu einer Mode, genauso wie sich in Gesellschaft gegenseitig zu physiognomieren.
Dennoch blieben Lavaters Theorien schon damals nicht unangefochten. Der fehlinterpretierte Fall eines hingerichteten Mehrfachmörders oder satirische Romane weisen die zeitgenössische Kritik an Lavaters „Menschen-Erkenntnissen“ auf; und können auch heute noch zum reflektieren über Stereotypen anregen!